Punkt. MP02: Das Telefon für den globalen Minimalisten. Die Sicherheitsdecke loslassen

Ich muss etwas gestehen. Ich bin ein schlechter Expat. Seit meinem Umzug von den USA nach Dänemark vor fünf Jahren habe ich mich nicht so sehr in die lokale Kultur eingelebt, wie ich es hätte tun sollen. Stattdessen hat mir die Technologie erlaubt, mich dem Unbehagen zu entziehen und mir das persönliche Wachstum zu verwehren, das mit einem so drastischen Umzug einhergeht.
Man muss keine neuen Freunde finden, die alten Freunde sind genauso erreichbar. Ich höre immer noch die gleichen Podcasts, behalte die meisten meiner Routinen bei. Ein kompliziertes Dokument auf Dänisch, das ich nicht durchackern will? Die Übersetzungs-App regelt das. Du weißt nicht, wie du zum Restaurant kommst? Karten öffnen und Gehirn ausschalten.
Das ist nicht nur mein Problem. Vor ein paar Jahren hatten wir einen Austauschschüler aus Norwegen bei uns in Chicago. Während er auf seinem Handy lebte, pflegte er die Beziehungen in der Heimat. Körperlich war er in Chicago, geistig aber immer noch in Norwegen. Er verpasste, was es so erfüllend macht, Bekanntes hinter sich zu lassen und neu anzufangen – wegen eines digitalen Kokons, der ihm erlaubte, selbst zu bestimmen, wie sehr er eintaucht. Wie sich herausstellte, war ich keinen Deut besser.
Als ich also das MP02 zum Testen bekam, war ich wirklich gespannt. Könnte dieses Gerät mir helfen, meine Zurückhaltung zu überwinden? Würde ich mich wohler fühlen, wenn ich die Sicherheitsdecke wegnehme? Oder würde alles im Chaos enden? Kein besserer Zeitpunkt zum Herausfinden als der Sommer in Kopenhagen.

Beim Öffnen der Verpackung fällt einem sofort die Ähnlichkeit mit der Arbeit von Designern wie Dieter Rams und Jonny Ive auf. Bei näherem Hinsehen erinnert es mich aber eher an Konstantin Grcic. Mein Telefon war in einem schönen hellen Blau, mit ansprechender Typografie auf den Tasten und im gesamten UI. Die Tasten fühlen sich gut an – wie ein AT&T-Telefon aus den 80ern, das bei Oma an der Wand hing. Der Bildschirm ist klein, aber hochwertig und selbst bei Sonnenlicht gut ablesbar.

Die Benutzeroberfläche braucht etwas Eingewöhnung. Ich habe mir ein paar Stunden genommen, um alles zu verstehen. Das Kreissymbol, oder Punkt-Taste, ist die Bestätigungs- und Zurücktaste. Es gibt Schnellzugriffe, aber diese funktionieren nicht aus anderen Apps heraus. Wenn man z. B. in Nachrichten ist und „Kontakte“ drückt, öffnet sich nicht automatisch „Kontakte“. Man muss zurück ins Hauptmenü. In der Praxis gewöhnt man sich schnell an den „Flow“ des OS. Es war stets reaktionsschnell und zügig.
Am ersten Arbeitstag mit dem MP02 habe ich mich ständig dabei ertappt, wie ich in die Tasche griff, um sicherzugehen, dass das Handy noch da ist. Es ist so leicht, dass es fast verschwindet – aus der Tasche und dem Kopf. Ich dachte, mir würden Podcasts und Slack-Benachrichtigungen beim Pendeln per Fahrrad fehlen, aber sobald ich im Rhythmus war, war es richtig zen. Die Fahrt war nicht wie sonst ein geistiger Blackout.
Es gab aber auch ein paar Stolpersteine. Dänemark ist nahezu bargeldlos, viele kleine Läden nutzen MobilePay, alle anderen kontaktloses Bezahlen. Als ich bei 7-11 Kaffee kaufen wollte und reflexartig das MP02 an das Kartenlesegerät halten wollte, war das ein echter „Duh“-Moment. Zum Glück funktionieren Kreditkarten noch wie früher.
Im Laufe der Woche war ich zum ersten Mal seit Jahren wirklich gelangweilt. Man merkt, dass man in jeder freien Sekunde automatisch zum Handy greift und endlos scrollt. In der Langeweile sitzen zu bleiben, hat mich dazu gebracht, das zu tun, was ich sonst vermieden habe – mit Fremden reden. Und es stellte sich heraus, dass ein Kaffee in einem lokalen Café und der Drang, das Schweigen zu durchbrechen, genau der Schubs war, den ich brauchte. Trotz aller Sorgen waren es charmante kleine Gespräche auf Dänisch, danach konnte ich einfach weiterziehen. Normalerweise hätte ich das nie gemacht.
Das MP02 glänzt wirklich, wenn ich draußen mit meiner Tochter spiele. Auch wenn ich es liebe, mit ihr zu spielen, fällt es mir schwer, meine Aufmerksamkeit zu halten. Immer gibt es eine neue Benachrichtigung, ein leichtes Vibrieren am Handgelenk – und sobald ich es bemerke, kann ich an nichts anderes denken. Aber sobald ich aufs Handy schaue, fühle ich mich schlecht, weil es unhöflich ist. Und die Benachrichtigungen? Meistens belanglos. Warum sollen schöne Kindheitserinnerungen durch Push-Nachrichten meiner Bank unterbrochen werden?

Plötzlich war all das weg. Wenn es wichtig war, würde jemand anrufen. Wenn nicht, konnte ich mich auf den Moment konzentrieren. Für uns beide war das entspannend. Soziale Interaktionen sind viel intensiver, wenn nichts im Hinterkopf fragt, ob man gerade etwas Besseres auf dem Handy verpasst.
Apropos Anrufe – die funktionierten gut mit dem MP02. Die Gesprächsqualität war top, und ich begann, wieder häufiger zu telefonieren, weil ich beim T9-Tippen einfach nicht mehr mithalten kann. Vor dem Gerätetausch habe ich vielleicht einen Anruf im Monat gemacht – jetzt ist das ganz anders. Fun Fact: Man erfährt oft zehnmal schneller, was jemand will, wenn man 15 Minuten telefoniert statt 3 Stunden zu schreiben.

Die Akkulaufzeit war okay. Das hier ist nicht der Nokia-Knochen deiner Kindheit. Nur Telefonie und SMS belasten den Akku wenig, aber Tethering leert ihn sehr schnell. Aufgeladen wird das MP02 mit einem Standard-USB-A-zu-C-Kabel. Es lädt nicht mit einem USB-C-PD-Ladegerät – nur A-zu-C funktioniert. Das sollte man bei Reisen bedenken. Am Ende eines Tages hatte ich genug Akku, aber einmal pro Woche laden reicht hier nicht.
Hat es also funktioniert? Hat ein bewussterer Umgang mit Technologie geholfen, mich mehr mit der Welt zu verbinden? Ohne Zweifel – allein schon, weil man aufmerksamer wird. Mit Tethering hatte ich noch mein iPad im Rucksack, bereit für den Notfall. Aber meist brauchte ich es gar nicht. Ich musste mehr Schilder lesen, Karten studieren – aber es hat Spaß gemacht. Sich durch ein dänisches Dokument zu kämpfen, verbessert mein Dänisch. Das ist die klassische Erfahrung des Neuanfangs, mit allen täglichen Herausforderungen und Erfolgen.
Der größte Wert war das Gefühl von Kontrolle. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir der Tag durch Benachrichtigungen genommen wird. Ich war voll bei der Sache. Es war bestärkend, sich selbst zu sagen, dass man nicht immer erreichbar sein muss. Ich nutze das MP02 immer noch regelmäßig – es ist das perfekte Urlaubshandy.
Mathew D.


