Plötzlich fühlte sich mein Gehirn an, als würde es mir wieder gehören


Nikotin. Barbiturate. Kokain. Alkohol. Heroin. Die fünf süchtig machendsten Dinge auf dem Planeten.
Ich hatte nie ein Problem mit einem davon. Außer vielleicht mit Apfelwein im Jahr ’87. Das Süchtigste für mich ist mein Smartphone. Wie ein Nachtlicht war es immer ‘an’. Ich war immer ‘an’. E-Mails checken. Instagram. Und hauptsächlich Twitter. Aber auch LinkedIn, WalesOnline und die BBC. Nicht soziale Medien an sich, sondern Apps, die rund um die Uhr Nachrichten, Informationen und Geschichten ausstoßen. Immer ‘an’.
Schließlich hat es mich eingeholt.
Im vergangenen Oktober sagte mir mein Hausarzt, ich leide an Depressionen. Gehirn offiziell durchgebrannt. Erschöpft. Zu viel Zeit ‘an’. Aufgedreht. Zu wenig Zeit ‘aus’. Entspannt. Und nicht nur ‘auf Standby’, sondern wirklich ‘aus’. Mit einem Smartphone in der Tasche ist man unbewusst immer ‘an’. Wartend. Auf dieses Geräusch. Dieses ‘Ping’, das sagt, du hast Post. Oder eine Nachricht. Oder jemand möchte dich anstupsen, folgen oder sich mit dir vernetzen.
Also habe ich die Detox-Challenge gemacht. Drei Tage lang.
Es war wie durch einen Kleiderschrank zu gehen und in einer anderen Welt zu landen. Nicht ganz Narnia. Eher wie Utopia. Es war ruhig. Entspannt. Langsamer. Mein Gehirn fühlte sich plötzlich an, als gehöre es wieder mir. Meine Gedanken. Meine Ideen. Meine Stimme, die spricht. Nicht die, die jemand anderes hineingedrückt hat. Ich. Ich fühlte mich wie ich selbst.
Ich bin nicht ohne Telefon, weil ich es brauche. Wie ich eine Schere brauche. Oder eine Tasse Kaffee. Aber dann, wenn es mir passt – nicht, wenn es allen anderen passt. Ich gehe nie zurück. Sucht ist schädlich, egal wovon man abhängig ist. Und ich fühle mich glücklicher, frischer, klarer.
Für jemanden mit Depressionen ist das ein gutes Gefühl.
Stuart R. T.
Shropshire, Großbritannien
‘Auge’-Bild von Brogan F. T., Stuarts Tochter


